Europäische Forstpolitik und Forstwirtschaft.

Vom Adressaten zum Mitgestalter von Politik

 

In der Europäischen Union (EU) gibt es keine eigenständige Forstpolitik. Doch lässt sich in Europa auf eine langjährige Tradition politischer Strategien zurückblicken, die zur Umsetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung beitragen sollen und forstpolitische Entscheidungen in den Mitgliedsländern beeinflussen. Während Ansprüche an Wald- und Forstwirtschaft deutlich zugenommen haben (Klimaschutz, Erneuerbare Energien, Naturschutz), finden sich forstliche Akteure in einem recht unübersichtlichen und dynamischen Politikfeld wieder, in dem Regelungen diskutiert und verabschiedet werden, die sich teils bis zur Bewirtschaftungsebene auswirken. Forstverwaltung und Forstwirtschaft stehen deshalb vor der Herausforderung, europäische Politikprozesse aufmerksam zu verfolgen und antizipierend zu handeln.

Im vorliegenden Projekt werden die forstpolitisch relevanten Akteure in Bayern dabei unterstützt, ihre Handlungsfähigkeit für europapolitische Prozesse strategisch zu entwickeln. Methodisch ist das Projekt an Theorien des Organisationslernens orientiert, da hiermit Handlungsfähigkeit für europapolitische Prozesse gefördert werden kann. Aus dieser Perspektive heraus wird das im Vorhaben generierte Wissen über die Forstpolitik in Europa betreffenden Zusammenhängen nicht nur vermittelt, sondern auch nach dessen Konsequenzen für Handeln gefragt und es werden ggf. Strategieänderungen im bayerischen Forstpolitikfeld angestoßen.

 

In dem wissenschaftsbasierten Beratungsprojekt wurden eine Reihe von Ergebnissen für die Bayerische Forstverwaltung generiert. Zentral sind:

  • Das "Handbuch EU Forstpolitik. Vom Adressaten zum Mitgestalter von Politik":
    Auf gut 50 S. werden für die forstpolitische Praxis die Politikbereiche der EU Forstpolitik dargestellt, Einflussstrategien aufgezeigt, Empfehlungen für eine europapolitische Kompetenzentwicklung im bayerischen Forstsektor formuliert und ein Fazit zum Projekt gezogen. Ein umfassendes Abkürzungsverzeichnis und eine Liste mit Abgeordneten des EU Parlaments ergänzen das Handbuch.
  • Die Politikfeldkarte EU Forstpolitik:
    Die Politikfeldkarte zeigt die zentralen Akteure und ihre Beziehungen im Mehrebenensystem europäischen Regierens auf und liefert Anhaltspunkte für effektive Einflussstrategien.

 

Für die forstliche Praxis sind folgende Beiträge veröffentlicht:

Böhling, K. (2018) Europäische Forstpolitik in der EU. Ohne Vertragsgrundlage aber mit Konsequenzen für forstliche Akteure. LWF Aktuell 1 | 2018, S. 49-51

Böhling, K., H. Eisele, A. Rumpel (2020) Natura 2000 in die Fläche bringen. Bayerns Implementationspraxis im Kontext europäischer Entwicklungen. LWF Aktuell 2 I 2020, S. 52-55

Böhling, K., H. Eisele (2020) (i.E.) Förster auf dem Weg. Vom Adressaten zum Mitgestalter von Forstpolitik in der EU. LWF Aktuell 4 I 2020

 

Grundlegend für das Projekt waren verschiedene Politikfeldanalysen - ausführlich anhand einer umfangreichen Dokumentenstudie zum Gesetzgebungsverfahren für die LULUCF Verordnung, die 2018 in Kraft getreten ist. Mit dieser Verordnung sind Emissionen und Einbindung von Treibhausgasen aus Landnutzung und Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft vollständig in die europäische Klimapolitik einbezogen.

Außerdem wurde auf Grundlage einer qualitativen Inhaltsanalyse eine Veröffentlichung zur Bedeutung der EU Kommission im Forstpolitikfeld angefertigt. In dem Artikel werden die forstpolitischen Interessen und Überzeugungen der Kommission aufzeigt und diskutiert.

 

 

Mitarbeiterinnen:

Dr. Kathrin Böhling

Helena Eisele

Maria Fernanda Todeschini (Wissenschaftliche Hilfskraft)

 

Projektdauer:

3/2017 - 4/2020

 

Finanzierung:

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten